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Farben gibt es nicht?! Ausflug in die Neurophilosophie

Aktualisiert: 17. Mai


rosa und lila Blüten

Da sitze ich gemütlich schläfrig Sonntagmorgens bei einem warmen Milchkaffee und lese in meinem neuen Buch "Wer wir sind" von Stefanie Stahl.

Bis mich ein Absatz aufschreckt.

Zitat: "Tatsächlich findet die Realität aber fast ausschließlich in unserem Kopf statt. Das fängt schon mit dem Farbsehen an.

Die wahre Welt da draussen besteht nur aus elektromagnetischen Wellen in unterschiedlichen Intensitäten und Wellenlängen. Es gibt da draussen keine Farben.

Die Farbillusion entsteht auf unserer Netzhaut. Andere Spektren an elektromagnetischer Strahlung können wir nicht sehen, wie zum Beispiel Infrarot oder Röntgenstrahlen, können wir nicht sehen. Aber sie sind nachweislich vorhanden.

Tiere hingegen können manche Dinge viel besser wahrnehmen als wir, beispielsweise Ultraschall.


Unsere menschliche Wahrnehmung von der Realität ist wahrscheinlich so weit von der Realität entfernt, dass wir uns noch nicht einmal vorstellen können, wie die Realität tatsächlich aussehen könnte. (..)"

Das ist ein so faszinierender Absatz, dass ich gleich weiter recherchieren muss. Das dreht ja schon ein bisschen das gemütliche Weltbild um.


Es bleibt spannend in Physik und Philosophie, es gibt einen Zweig, der sich Neurophilosophie nennt und sich mit sowas befasst.


Die Frage, ob die sinnliche Wahrnehmung uns die Realität der Welt vermittelt oder doch eher eine Illusion, geht zurück bis zu den Vorsokratikern. „Farbe gibt es nur der herkömmlichen Meinung nach, und ebenso Süß und Bitter; in Wirklichkeit gibt es nur die Atome und das Leere“ – so bereits Demokrit.

Die gleiche Kritik der alltäglichen Wahrnehmung findet sich heute wieder in Neurowissenschaften und Neurophilosophie.


So behauptet etwa der amerikanische Neurowissenschaftler David Eagleman:


„… die Welt um Sie herum, mit ihren reichen Farben, Texturen, Klängen und Düften ist eine Illusion, eine Show, die Ihr Gehirn Ihnen vorführt … Wenn Sie die Realität wahrnehmen könnten, wie sie wirklich ist, wären Sie schockiert von ihrer farb-, geruchs- und geschmacklosen Stille.“ Ähnlich äußert sich der Neurophilosoph Thomas Metzinger: „Das zarte aprikosenfarbene Rosa der untergehenden Sonne ist keine Eigenschaft des Abendhimmels; es ist eine Eigenschaft des inneren Modells des Abendhimmels (…), das durch unser Gehirn erzeugt wird (…). Es ist alles genau so, wie es uns schon der Physiklehrer in der Schule gesagt hat: Da draußen, vor Ihren Augen, gibt es nur einen Ozean aus elektromagnetischer Strahlung.“


Wissenschaftlich gesehen können nur die notwendigen Voraussetzungen für eine qualitative Sinneswahrnehmung angegeben werden, diese können sich jedoch nicht selbst erklären.


Könnte Farbe nicht physikalisch gemessen, durch die richtige Mischung von Lichtwellen unterschiedlicher Frequenz oder gezielt durch einen chemischen Prozess erzeugt werden? Ja und nein, denn was gemessen oder erzeugt wird, hängt nur mit der Farbe zusammen, die wir wahrnehmen – Lichtwellen selbst haben keine Farbe, und die Farbe, die Chemiker sehen, dient nur als Indikator für den zugrunde liegenden Prozess, der durch eine Reaktionsgleichung dargestellt werden kann, aber hat selbst keine Farbe.

Es besteht kein Zweifel, dass wir Lichtwellen brauchen, um die Netzhaut zu stimulieren, damit wir etwas sehen können, oder Schallwellen, um unser Trommelfell zum Schwingen zu bringen, damit wir hören können.


Aber anstatt Lichtwellen zu sehen oder Schallwellen zu hören, sehen wir Farben und Geräusche. Ist das nicht verrückt? Die Welt außerhalb deines Kopfes und deines Körpers, der all das umwandelt und zu einer persönlichen Erfahrung macht, besteht aus schwingenden Molekülen, Atomen und Frequenzen. This is it. Ein spannender Artikel dazu, wenn du dich vertiefen möchtest: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/zpm/psychatrie/fuchs/Realitaet_der_Farben.pdf


Das Jenseits rückt in greifbare Nähe oder? Das war mein Sonntagmorgen, ich bin völlig aufgewühlt von dieser neuen Erkenntnis und stürze mich jetzt in die wunderbare menschliche Welt der Farben, Gerüche und Lebewesen im schönen Park Babelsberg. Schreib mir gerne was du darüber denkst! Alles Liebe Alexandra P.S. Schau mal dieses Bild -->

Auf dem Bild ist kein ROT. Das ist eine optische Täuschung.

Coladose als optische Täuschung

Das Bild besteht komplett nur aus hellblau, schwarz und weiß. Dein Gehirn füllt das Bild mit roter Farbe :)

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